Wo hört streng konservative Religionsausübung auf – und fängt eine extreme bis radikale Haltung an? Gibt es überhaupt „sichere“ Anzeichen für eine beginnende Radikalisierung von Jugendlichen? Oder kann sich diese auch völlig im Verborgenen vollziehen? Und welche Positionen müssen Schule und Kollegium hier einnehmen? Die Handreichung „Integration fördern, Radikalisierung erkennen“ gibt hilfreiche Tipps abseits gängiger Klischees. Herausgegeben wurde die Schrift von der NGO European Foundation for Democracy (EFD).
Im Gespräch bleiben
Ein Fazit der Broschüre vorweg: Gespräche allein sind keine ausreichende präventive Maßnahme. Doch ohne Gespräche kann Prävention nicht zielgerichtet ablaufen. Dabei geht es bei den Gesprächen weniger darum, als Lehrkraft unmittelbar über sensible Themen, wie etwa Religionsausübung, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Auslegung des Koran etc. zu sprechen, sondern mittels Kommunikation einen Zugang zur Lebenswelt der Jugendlichen zu erhalten und zu konsolidieren: Welche Freundschaften und Freizeitbeschäftigungen pflegt der/die Jugendliche? Welche Position hat er oder sie innerhalb der Klasse? Wie sieht der familiäre Background aus? Gibt es Anzeichen, dass sich der/die Jugendliche von Freunden, der Familie oder vertrauten Beschäftigungen abwendet?
Typische Konflikte im Schulalltag
Ein Schlüssel für die Bewältigung von Alltagskonflikten in der Schule sehen die Verfasser der Broschüre in klärenden Gesprächen mit den Eltern. Dabei kann unter anderem auch in Erfahrung gebracht werden, ob beispielsweise eine strenge religiöse Haltung direkt vom Elternhaus ausgeht oder ob der bzw. die Jugendliche sich ggf. selbst eine strenge Auslegung angeeignet hat – etwa, um daraus Stärke zu generieren oder sich abzugrenzen. Vielfach können Kompromisse geschlossen werden.
Was tun im Extremfall?
Verdichten sich Anzeichen einer tatsächlichen Radikalisierung oder befürwortet ein Schüler/eine Schülerin offen Gewalt und Terror, ist entschlossenes, aber besonnenes Handeln gefragt. Der Ratgeber listet im Anhang zahlreiche Beratungs- und Kriseninterventionsstellen auf, an die sich Lehrkräfte oder die Schulleitung wenden können.