Die Verbeamtung als Lehrkraft lockt mit Sicherheit, finanzieller Absicherung und einer respektablen Pension. Doch sie hat auch Schattenseiten. Viele angehende Lehrkräfte entscheiden sich stattdessen für eine angestellte Tätigkeit. Was sind die jeweiligen Vor- und Nachteile?
Wie der Bericht „Blickpunkt Arbeitsmarkt“ der Bundesagentur für Arbeit darlegt, arbeiteten im Schuljahr 2022/23 rund 725.000 Lehrerinnen und Lehrer an allgemeinbildenden und 124.000 an berufsbildenden Schulen – davon knapp ein Drittel als Angestellte, gut zwei Drittel sind verbeamtet.
Lebensziel Verbeamtung?
Die Verbeamtung gilt weithin als der Standardweg und ist für viele angehende Lehrkräfte ein entscheidender Grund, überhaupt den Lehrberuf zu wählen. Sicherheit ist attraktiv. So verbeamten neuerdings auch Berlin und Sachsen, nachdem über Jahre in den beiden Ländern keine Erhebung in den Beamtenstand für angehende Lehrer*innen mehr stattfand. Doch in Zeiten des Lehrkräftemangels müssen Konsequenzen gezogen werden – und eine lautet: mit Verbeamtung locken.
Die Vergütung ist verlockend
Wie attraktiv der Beamtinnenstatus finanziell ist, zeigen die Zahlen: Das Brutto-Einstiegsgehalt verbeamteter Lehrkräfte beträgt je nach Bundesland und Schulform zwischen 4030 und 5139 Euro. Angestellte Lehrkräfte werden nach dem TV-L vergütet und je nach Qualifikation und Schulform in Entgeltgruppen eingruppiert. Ihr Gehalt liegt per se schon niedriger als der Beamten-Sold. Zudem müssen angestellte Lehrkräfte – im Gegensatz zu den verbeamteten Kolleg*innen – Beiträge zur Sozialversicherung leisten. Dies reduziert das Nettogehalt nochmals deutlich. Am Ende der Berufstätigkeit klafft die Lücke zwischen Pension (für ehemals Verbeamtete) und gesetzlicher Rente (für ehemalige Angestellte im Ruhestand) noch weiter auseinander.
Das Finanzielle ist nicht alles
Wer verbeamtet ist, bewegt sich jedoch auch in starren Vorgaben. So haben Verbeamtete eine Loyalitätspflicht gegenüber dem Staat und müssen sich neutral und zurückhaltend verhalten, insbesondere bei politischen Aktivitäten. Die Teilnahme an Demonstrationen (selbst wenn es um die eigenen Belange geht) ist tabu, ebenso die politische Meinungsäußerung im Dienst. Zudem können verbeamtete Lehrkräfte theoretisch jederzeit im Rahmen einer Zwangsabordnung an eine andere Schule versetzt werden. Rein beamtenrechtlich haben sie dieser Anordnung Folge zu leisten.
Kein Spielraum für (Lebens)erfahrungen
Erfahrungen sammeln an verschiedenen Schulen und Orten, sich ausprobieren und vielleicht nochmal neue Schwerpunkte setzen: All diese Freiheiten sind für verbeamtete Lehrerinnen und Lehrer schwierig umzusetzen. Dabei beflügelt gerade diese Flexibilität und diese Neugier auf das, was links und rechts des Weges liegt, mitunter die Qualität von Unterricht – und von Lehrkräfte-Biografien selbst.
Fazit: Am Ende ist die Entscheidung pro oder contra Verbeamtung eine durchaus individuell zu treffende. Nicht jede*r findet sein/ihr Glück in Sicherheit und starren Regeln. Genauso wenig wie nicht jede*r leichtfertig auf ebendies verzichten kann. Es lohnt sich in jedem Fall, beide Modelle genau zu betrachten und vor allem auch die Vorteile von Schulen in Freier Trägerschaft näher anzuschauen. So bieten diese immer häufiger eine analoge Vergütung zum TV-L sowie oft diverse zusätzliche Sozialleistungen. Aufgrund meist kleiner Klassen ist auch eher eine individuelle Förderung und eine größere pädagogische Gestaltungsfreiheit möglich.