Je vielfältiger Klassen kulturell zusammengesetzt sind, desto mehr müssen Lehrkräfte über Kompetenzen verfügen, die über traditionelles pädagogisches Wissen hinausgehen. Unter interkultureller Kompetenz versteht man die Fähigkeit des/der Einzelnen, mit Menschen aus anderen Kulturen angemessen und zielführend zu interagieren und zu kommunizieren. Dazu gehört ein tiefes Verständnis der eigenen Kultur sowie Wertschätzung und Respekt für die Kulturen anderer. Voraussetzung für den Erwerb interkultureller Kompetenz ist emotionale Kompetenz und ein gewisses Maß an Sensibilität.
Das bringt interkulturelle Kompetenz
Förderung der Inklusion: Eine diverse Klassenzusammensetzung kann reichhaltige Lernerfahrungen ermöglichen, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Lehrkräften mit interkultureller Kompetenz gelingt es, Lernumgebungen zu schaffen, in denen sich alle Schüler*innen unabhängig von ihrem kulturellen Hintergrund wertgeschätzt und respektiert fühlen.
Effektive Kommunikation: Lehrkräfte mit interkultureller Kompetenz können Sprach- und Kommunikationsbarrieren überwinden und sicherstellen, dass jede*r Schüler*in gleichberechtigten Zugang zum Lehrplan hat und den Unterrichtsstoff versteht.
Kulturelle Relevanz: Interkulturelle Kompetenz ermöglicht es Lehrkräften, unterschiedliche Perspektiven in ihren Unterricht einzubeziehen, wodurch der Lehrplan für Schüler*innen unterschiedlichen kulturellen Hintergrunds relevanter und ansprechender wird. Dies stärkt Zugehörigkeitsgefühl und Lernmotivation.
Konfliktlösung: In multikulturellen Klassenzimmern kann es aufgrund von Missverständnissen oder kulturellen Unterschieden mitunter leichter zu Konflikten kommen. Lehrkräfte mit interkultureller Kompetenz sind besser in der Lage, diese Konflikte zu lösen.
Global Citizenship: Nicht zuletzt vermittelt interkulturelle Kompetenz den Schüler*innen die Fähigkeiten und Einstellungen, die sie benötigen, um sich verantwortungsbewusst in einer globalisierten Welt zurechtzufinden. Lehrkräfte, die interkulturelle Kompetenz vorleben, inspirieren ihre Schüler*innen, Vielfalt anzunehmen und kulturelle Unterschiede wertzuschätzen.
Schritte zur Entwicklung interkultureller Kompetenz
- Selbstreflexion: Lehrkräfte sollten zunächst eigene kulturelle Vorurteile und Überzeugungen untersuchen. Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Entwicklung interkultureller Kompetenz.
- Offenheit: Eine explizite „Schulung“ kultureller Kompetenzen ist schwierig, da die Bandbreite kultureller Ausdrucksformen zu breit ist. Ein wichtiger Schritt ist jedoch ein waches Auge, Interesse und prinzipielle Offenheit für das Erkennen kultureller Unterschiede.
- Aufbau von Beziehungen: Der Aufbau starker Beziehungen zu Schüler*innen und ihren Familien ist von entscheidender Bedeutung. Dazu gehören Empathie und ein echtes Interesse an einem fremden kulturellen Hintergrund.
- Inklusive Ansätze: Lehrkräfte sollten sich bemühen, unterschiedliche Perspektiven und Materialien in ihren Unterricht zu integrieren. Dies bereichert nicht nur die Lernerfahrung, sondern signalisiert auch Inklusivität.
- Zusammenarbeit: Die Zusammenarbeit mit Kolleg*innen unterschiedlichen Hintergrunds kann Lehrkräften dabei helfen, voneinander zu lernen und ihr kulturelles Bewusstsein zu erweitern
Zum Weiterlesen:
- Grasemann/Kasperski: Interkulturelle Kompetenz: vermitteln – fördern – festigen, Klett Verlag, 2019
- Lamm: Handbuch Interkulturelle Kompetenz in der Kita, Herder Verlag, 2023
- Jebautzke: Lernwerkstatt: Viele Kulturen – eine Welt: Fächerübergreifende Materialien zur interkulturellen Bildung (1. bis 4. Klasse) (Lernwerkstatt Sachunterricht), MoPäd, 2022
- Scherer/Vach: Interkulturelles Lernen mit Kinderliteratur: Unterrichtsvorschläge und Praxisbeispiele, 2019
- Fischer: Kinder EINER Welt: Mit differenzierten Lesetexten & fächerübergreifenden Aktivitäten interkulturell lernen, Auer Verlag, 2021
