Privatschulen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. So gab es im Schuljahr 2020/21 insgesamt 5.850 allgemeinbildende und berufliche Privatschulen in Deutschland. Dies ist laut Statistischem Bundesamt eine Steigerung um knapp 80 % im Vergleich zum Schuljahr 1992/93. Der starke Zulauf liegt in verschiedenen Qualitätsmerkmalen begründet:
- Hohe Innovationskraft: Die Konzepte einiger Privatschulen – auch derjenigen mit reformpädagogischem Ansatz – haben das staatliche Schulwesen in den letzten Jahren stark geprägt. Hierzu gehören beispielsweise die Ganztagsschule oder Unterrichtsformen wie Frei- und Projektarbeit. Auch weitere, originär von Privatschulen stammende Ideen, wie etwa die Abschaffung des Sitzenbleibens und der Verzicht auf Noten, werden mittlerweile öffentlich diskutiert.
- Starke Identifikation: Privatschulen zeichnen sich durch ausgefeilte Profile und Schulprogramme aus, die teils auch über den Unterricht hinausgehen. Schülerinnen und Schüler identifizieren sich so zu einem hohen Maß mit der Schule. Zudem binden die meisten Privatschulen Eltern stärker mit ins Schulgeschehen ein und erleichtern so auch die Kommunikation zwischen Lehrkräften und Erziehungsberechtigten.
- Größere Gestaltungsfreiheit: Sowohl die Schulen selbst, als auch die Lehrkräfte an Privatschulen haben mehr Freiräume. Zwar sind auch Schulen in freier Trägerschaft an den Lehrplan gebunden, doch dient er ihnen eher als ein roter Faden. Denn in den Methoden, die letztlich zum Schulabschluss führen, sind Privatschulen im Vergleich zu staatlichen Schulen frei.
- Fokus auf Persönlichkeitsentwicklung: Viele Privatschulen (z.B. Waldorfschulen, Montessori-Schulen oder Jenaplan-Schulen) erachten die Entfaltung der Persönlichkeit als ebenso wichtig wie das Erlangen von Wissen und kognitiven Fähigkeiten. Diese Wertschätzung der Persönlichkeit stellt einen Gegenentwurf zu den primär auf Leistung ausgerichteten staatlichen Schulen dar, den immer mehr Eltern als wohltuend und angemessen empfinden.
- Individuelles Lernen: Je nach pädagogischer Ausrichtung der Privatschule ist die individuelle Förderung jeder Schülerin bzw. jedes Schülers eines der Hauptanliegen des Lehrkonzepts. Auf Schüler*innen, die an staatlichen Schulen schlechte Leistungen erbringen, können Privatschulen ganz anders eingehen – ohne stigmatisierende Förderbedarf-Attestierung. Umgekehrt haben auch Hochbegabte durch den individuellen Zugang an Privatschulen beste Entfaltungsmöglichkeiten, wenn sie nicht gar dezidierte Hochbegabtenschulen in freier Trägerschaft besuchen.
- Entfaltungsmöglichkeiten für Lehrkräfte: Gerade junge, hochmotivierte Lehrkräfte mit starkem Verwirklichungsdrang scheitern an staatlichen Schulen oft an starren Verordnungen. Privatschulen hingegen lassen Lehrkräften mehr Möglichkeiten zur Umsetzung von Ideen oder von ethischen Überzeugungen. Dieses höhere Maß an Gestaltungsfreiheit sorgt für Zufriedenheit im Beruf.
- Angenehmes Arbeitsklima: Nicht nur in pädagogischer, auch in organisatorischer Hinsicht bieten Privatschulen für Lehrkräfte gute Arbeitsbedingungen. So verfügen sie meist über einen guten bis sehr guten Personalschlüssel, sowohl des Lehrerkollegiums, als auch des Verwaltungs- und Betreuungspersonals sowie externer Fachkräfte, wie etwa Schulsozialarbeiter, Schulpsychologen etc. Dies entlastet Lehrkräfte spürbar.
Eine Übersicht über verschiedene Arten von Privatschulen bzw. unterschiedliche pädagogische Schwerpunkte finden Sie hier.