Artikel-Schlagworte: „Prävention“
Lehrkräftegesundheit: Programme und Projekte (Stand: März 2022)
Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich der Befund zur Gesundheit der Lehrerinnen und Lehrer hierzulande gravierend verschlechtert, so das Fazit der DAK-Studie „Stimmungsbild: Lehrergesundheit in der Corona-Pandemie“ aus dem Jahr 2020. Jede vierte Lehrkraft ist demnach Burnout-gefährdet. Zu den weiteren Belastungen von Lehrkräften gehören Erschöpfungszustände, Kopfschmerzen, erhöhte Reizbarkeit bis hin zu massiven psychischen Störungen sowie Depressionen. Die Gesundheit des Lehrpersonals rückt daher immer mehr in den Fokus des Interesses.
Materialien und Anlaufstellen
Die Kultusministerkonferenz hat bereits 2012 umfangreiche „Empfehlungen zur Gesundheitsförderung und Prävention in der Schule“ herausgegeben. Zudem gibt es diverse länderspezifische Programme – sowohl präventiver als auch therapeutischer Art. Nicht zuletzt haben sich auch einige kommerzielle Anbieter auf die Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Gesundheit von Lehrkräften spezialisiert. Ein Überblick.
Baden-Württemberg
- Informationsportal zum Arbeits- und Gesundheitsschutz für Lehrkräfte in Baden-Württemberg
- Programm zur Lehrergesundheit des Bildungsservers Baden-Württemberg
Bremen
- Portal zur Gesundheitsförderung des Landesinstituts für Schule in Bremen
Hamburg
- Gesundheitsförderung auf den Seiten der Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg (BSB)
Hessen
- Portal zu Schule & Gesundheit – Gesundheitsförderung des Kultusministeriums Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
- Lehrergesundheit – Betriebliches Gesundheitsmanagement an den öffentlichen Schulen in MV
Nordrhein-Westfalen
- Portal „Arbeits- und Gesundheitsschutz“ auf den Seiten des Schulministeriums NRW
- Landesprogramm Bildung und Gesundheit NRW
Rheinland-Pfalz
- Lehrergesundheit auf dem Bildungsserver des Landes Rheinland-Pfalz
- Institut für Lehrergesundheit
Sachsen
- ZAGS (Zentrum für Arbeit und Gesundheit Sachsen) in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Schule und Bildung
Sachsen-Anhalt
- Lehrergesundheit auf den Seiten des Landesschulamts Sachsen-Anhalt
- Arbeitsschutz und Gesundheitsmanagement – Bildungsserver Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
- Portal Lehrkräftegesundheit auf den Seiten der Landesregierung
Thüringen
- „Gute Gesunde Schule“ – Thüringer Schulportal
- Portal “Gut geht’s“ des Thüringer Bildungsministeriums
Trainings von kommerziellen Anbietern
- Das Portal Lehrergesundheit.eu wird betrieben von einem interdisziplinären Zusammenschluss mehrerer Wissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg, darunter Psycholog*innen, Sozialpädagog*innen und Lehrkräfte aus der schulischen Praxis. Das Team bietet verschiedene Trainings, SchilFs, Workshops sowie Coaching an.
- Die Raabe Akademie bietet sowohl schulinterne als auch Online-Lehrerfortbildungen zu spezifischen Themen rund um die Lehrergesundheit. Dazu gehören beispielsweise Stressbewältigung, Zeitmanagement, Konflikttraining, Mobbing-Prävention.
- Auf der Website des Cornelsen Verlags widmet sich das Magazin Themen rund um Lehreralltag und Lehrergesundheit. Es gibt Anregungen zur Bewältigung der täglichen Anforderungen, versorgt Lehrkräfte mit Hintergrundinformationen, vermittelt Achtsamkeitsübungen und gibt Literaturtipps.
- AGIL ist ein wissenschaftlich fundiertes Training zur Gesundheitsförderung für Lehrerinnen und Lehrer. Dabei steht „AGIL“ für „Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf“.
Umgang mit Antisemitismus an Schulen
In den letzten Jahren verzeichnen Lehrerinnen und Lehrer einen Anstieg antisemitischer Äußerungen und Handlungen an Schulen. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) berichtet von einer solchen Tendenz. Gleichzeitig sind die Themen Holocaust und jüdisches Leben im Unterricht immer weniger präsent, sodass Experten von einem augenfälligen Zusammenhang zwischen mangelndem Wissen über die jüdische Religion, Kultur und den Alltag und antisemitischen Äußerungen sprechen. Unterfüttert wird diese Entwicklung zum einen von Gewalteskalationen in Nahost sowie von verbalen Eskalationen in den sozialen Medien.
Wissenschaftliche Untersuchung
Um individuelle Beobachtungen mit belegbaren Fakten und Zahlen zu untermauern, haben Forscher der Ruhr-Universität Bochum eine empirische Studie in Form von Unterrichtsbeobachtungen aufgesetzt. Von November 2020 bis Frühjahr 2021 untersuchten sie hierfür den Schulunterricht an sechs Berufskollegs, Gesamtschulen und Gymnasien im städtischen und ländlichen Bereich Nordrhein-Westfalens. Ihr Fazit: Antisemitismus wird meist durch Unwissenheit über die jüdische Religion und jüdisches Leben gespeist. So betont Karim Fereidooni, Leiter der Studie: „Antisemitismus hat nichts mit realen Juden und Jüdinnen zu tun, Antisemitismus ist ein Phantasma über jüdische Menschen.“ Derzeit erfolgt die Auswertung der Studie und die Planung von Konsequenzen daraus. So sollen beispielsweise Unterrichtsmaterialien und Fortbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte erarbeitet werden.
Projekte, Initiativen und weiterführende Informationen zum Thema Antisemitismus
Folgende Anlaufstellen und Materialien bieten Lehrkräften weiterführende Informationen zum Thema jüdisches Leben sowie Antisemitismus:
- Die Initiative Meet a Jew ermöglicht Begegnungen zwischen christlichen und jüdischen Jugendlichen im schulischen Rahmen. Dabei geht es vor allem darum, Einblicke in den Alltag von Menschen jüdischen Glaubens zu erhalten.
- Empfehlung der KMK, des Zentralrats der Juden in Deutschland und der Bund-Länder-Kommission der Antisemitismusbeauftragten zum Umgang mit Antisemitismus in der Schule (vom 10.06.2021)
- Studie „Antisemitismus im Gangsta Rap und Möglichkeiten der Prävention“, durchgeführt von der Uni Bielefeld
- Hintergrundinformationen Antisemitismus, herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung
- Informations- und Veranstaltungsportal der Synagogen-Gemeinde Köln: 321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.
Lehrergesundheit in herausfordernden Zeiten: 30 Programme und Projekte (Stand: Januar 2021)
Welche Anlaufstellen gibt es für Lehrerinnen und Lehrer in Sachen Gesundheit – sowohl für präventiven als auch akuten Bedarf? Einen ersten Überblick vermitteln die von der Kultusministerkonferenz 2012 herausgegebenen „Empfehlungen zur Gesundheitsförderung und Prävention in der Schule“. Zudem gibt es diverse länderspezifische Programme als auch kommerzielle Anbieter, die sich auf die Gesundheit von Lehrkräften spezialisiert haben. Ein Überblick.
Spezielle Angebote für Lehrkräfte in Zeiten von Corona
- Entspannungstipps
- Covid-19-Präventionsmaßnahmen in und für Schulen
- Programm „Gesund macht Schule“
- Schulisches Maßnahmenkonzept der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung
- Studie „Lehrergesundheit in der Corona-Pandemie“
Länderspezifische Programme
Baden-Württemberg
- Informationsportal zum Arbeits- und Gesundheitsschutz für Lehrkräfte in Baden-Württemberg
- Programm zur Lehrergesundheit des Bildungsservers Baden-Württemberg
Bayern
- Arbeitsschutz an Schulen und Angebote der Staatlichen Schulberatung
- Gesundheitsvorsorge an Schulen in Bayern
- Lehrergesundheit in der staatlichen Schulberatung
Brandenburg
Bremen
Hamburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Sachsen
Sachsen-Anhalt
- Lehrergesundheit – Landesschulamt Sachsen-Anhalt
- Arbeitsschutz und Gesundheitsmanagement – Bildungsserver Sachsen-Anhalt
- Corona-Informationsportal
Schleswig-Holstein
Thüringen
Trainings von kommerziellen Anbietern
- Das Portal Lehrergesundheit.eu wird unterhalten von einem interdisziplinären Zusammenschluss mehrerer Wissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg, darunter Psycholog*innen, Sozialpädagog*innen und Lehrkräfte aus der schulischen Praxis. Das Team bietet verschiedene Trainings, SchilFs, Workshops sowie Coaching an.
- Die Raabe Akademie bietet schulinterne Lehrerfortbildungen (SchiLf) zu spezifischen Themen rund um die Lehrergesundheit, wie etwa Stressbewältigung, Konflikttraining, Mobbing-Prävention.
- Das Portal Cornelsen scook versorgt Lehrkräfte mit Hintergrundinformationen, Literaturtipps, Achtsamkeitsübungen und Anregungen zur Bewältigung der täglichen Anforderungen.
- AGIL ist ein Training zur Gesundheitsförderung für Lehrerinnen und Lehrer. Dabei steht „AGIL“ für „Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf“.
Anlaufstellen zur Gewaltprävention (Stand: November 2020)
Gewaltprävention ist eine Maßnahme, die im gesamten öffentlichen Raum – und in besonderem Maße in Schulen – über einen langen Zeitraum implementiert werden muss. Dazu gehört insbesondere auch das Erlernen konfliktlösender Verhaltensweisen. Neben Informationsseiten der Bundesländer gibt es auch bundesweite Anlaufstellen, wie beispielsweise die polizeiliche Kriminalprävention. Ein Überblick.
Informationsseiten der Länder
- Baden-Württemberg: Gewaltprävention an Schulen
- Bayern: Konflikte, Gewalt, Gewaltprävention
- Berlin/Brandenburg: Bildungsserver Berlin/Brandenburg
- Bremen: Portal „Gewaltprävention“
- Hamburg: Beratungsstelle Gewaltprävention
- Hessen: Portal „Gewaltprävention“
- Mecklenburg-Vorpommern: Prävention von Gewalt und Mobbing
- Niedersachsen: Portal „Gewaltprävention“
- Nordrhein-Westfalen: Gewaltprävention in NRW
- Rheinland-Pfalz: Gewalt- und Extremismusprävention
- Saarland: Fachgebiet „Prävention und Erziehung“
- Sachsen: Themenfeld Gewaltprävention
- Sachsen-Anhalt: Maßnahmen zur Gewalt- und Suchtprävention
- Schleswig-Holstein: Professionelle Gewaltprävention an Schulen in Schleswig-Holstein
- Thüringen: Gewaltprävention
Weitere Informationen
- Materialien, Berichte und Publikationen zur Gewaltprävention auf der Seite des Deutschen Bildungsservers
- Bundesverband Gewaltprävention
- Polizeiliche Kriminalprävention zu Gewalt an Schulen
Gewalt gegen Lehrkräfte – was können Betroffene tun?
Die Zahl der gewalttätigen Angriffe auf Lehrkräfte hat in den letzten Jahren zugenommen. Ausübende sind dabei nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern vermehrt auch Erziehungsberechtigte. Um die sich mehrenden Meldungen dieser Art mit Zahlen zu untermauern, hat der Verband Bildung und Erziehung e.V. 2017 eine bundesweite Studie in Auftrag gegeben.
Fazit: Von den insgesamt 1.200 befragten Schulleiterinnen und Schulleitern bestätigten 48 Prozent, dass es in den letzten fünf Jahren an ihrer Schule Fälle von psychischer Gewalt gab. Dazu zählen direkte Beschimpfungen, Bedrohungen, Beleidigungen oder Belästigungen. Von gewaltvollen Handlungen über das Internet berichteten 20 Prozent der Schulleitungen.
Doch welche Maßnahmen sind bei derlei tätlichen Angriffen zu ergreifen bzw. wohin können sich betroffene Lehrkräfte und/oder Schulleitungen wenden?
Die Seite „Polizei Dein Partner“ fasst Hintergrundinformationen und Tipps zum Thema Prävention zusammen. Dabei geht das Portal speziell auch auf das Thema Gewalt an der Schule sowie auf die Situation von Lehrerinnen und Lehrern ein.
Der Verein Bundesarbeitsgemeinschaft Lehrer gegen Mobbing besteht seit 1996 und kann mittlerweile durch reichhaltige Erfahrungen Betroffene in aktuellen Problemsituationen professionell beraten und begleiten. Auf der Website des Vereins finden sich neben ersten Anmerkungen zum Thema Mobbing gegen Lehrkräfte wertvolle Hinweise zu Fortbildungen, Links und Medien sowie wichtige Ansprechpartner.
Tresselt.de ist ein Online-Infoportal für Lehrer, Lehramtsanwärter und Schulleiter. In ausführlichen Artikeln berät und informiert es über schulrelevante Themen, unter anderem auch über das Thema Gewalt.
Die kostenlos downloadbare Broschüre „Das Tabu brechen – Gewalt gegen Lehrkräfte“, herausgegeben 2017 vom Verband Bildung und Erziehung (VBE), informiert ganz konkret über die notwendigen Schritte nach einem gewaltvollen Übergriff.
Die Bezirksregierung Münster hat den Ratgeber „Gewalt gegen Lehrkräfte“ herausgegeben. Durch ausgewählte Fallbeispiele sollen Lehrkräfte Anregungen bekommen, welche Reaktionen in bestimmten kritischen Situationen hilfreich sein könnten.
Lehrergesundheit – 25 Programme und Projekte
Obwohl Lehrkräfte im Vergleich zur restlichen Bevölkerung ein insgesamt gesundheitsförderlicheres Verhalten aufweisen, treten einige gesundheitliche Beschwerden in dieser Berufsgruppe doch verstärkt auf, so das Fazit einer Untersuchung, veröffentlicht 2015 im Deutschen Ärzteblatt.
Zu den besonderen Belastungen von Lehrerinnen und Lehrern gehören demnach vor allem Erschöpfungszustände, Kopfschmerzen, erhöhte Reizbarkeit bis hin zu massiven psychischen Störungen, Burnout und Depressionen. Das Thema Lehrergesundheit rückt daher immer mehr in den Fokus des Interesses.
Die Kultusministerkonferenz hat bereits 2012 umfangreiche „Empfehlungen zur Gesundheitsförderung und Prävention in der Schule“ herausgegeben.
Zudem gibt es diverse länderspezifische Programme – sowohl präventiver als auch therapeutischer Art. Nicht zuletzt haben sich auch einige kommerzielle Anbieter auf die Gesundheitserhaltung bzw. -wiederherstellung von Lehrkräften spezialisiert. Ein Überblick.
- Baden-Württemberg: Informationsportal zum Arbeits- und Gesundheitsschutz für Lehrkräfte in Baden-Württemberg sowie Programm zur Lehrergesundheit des Bildungsservers Baden-Württemberg
- Bayern: Arbeitsschutz an Schulen und Angebote der Staatlichen Schulberatung sowie Gesundheitsvorsorge an Schulen in Bayern und Lehrergesundheit in der staatlichen Schulberatung
- Brandenburg: Gesundheitsmanagement LSA Brandenburg
- Bremen: GeSA – Gesund am Arbeitsplatz Schule
- Hamburg: Gesundheitsmanagement der BSB
- Hessen: Schule & Gesundheit – Arbeitsschutz / Arbeitssicherheit / Gesundheitsschutz
- Mecklenburg-Vorpommern: Lehrergesundheit – Betriebliches Gesundheitsmanagement an den öffentlichen Schulen in MV
- Nordrhein-Westfalen: Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie Landesprogramm Bildung und Gesundheit NRW
- Rheinland-Pfalz: Lehrergesundheit sowie Institut für Lehrergesundheit
- Sachsen: ZAGS – Kompetenzzentrum für Lehrberufe
- Sachsen-Anhalt: Lehrergesundheit – Landesschulamt Sachsen-Anhalt
- Schleswig-Holstein: Lehrergesundheit
- Thüringen: Lehrergesundheit – Thüringer Schulportal sowie Staatliches Schulamt Südthüringen / Arbeitsschutz
Trainings von kommerziellen Anbietern
Das Portal Lehrergesundheit.eu wird unterhalten von einem interdisziplinären Zusammenschluss mehrerer Wissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg, darunter Psycholog*innen, Sozialpädagog*innen und Lehrkräfte. Das Team bietet verschiedene Trainings, SchilFs, Workshops sowie Coaching an.
Die Raabe Akademie bietet schulinterne Lehrerfortbildungen (SchiLf) zu spezifischen Themen rund um die Lehrergesundheit, wie etwa Stressbewältigung, Konflikttraining, Mobbing-Prävention.
Das Portal Cornelsen scook versorgt Lehrkräfte mit Hintergrundinformationen, Literaturtipps, Achtsamkeitsübungen und Anregungen zur Bewältigung der täglichen Anforderungen.
AGIL ist ein Training zur Gesundheitsförderung für Lehrerinnen und Lehrer. Dabei steht „AGIL“ für „Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf“.
Gewaltprävention – zehn Maßnahmen und Projekte
Mit welchen Formen von Gewalt sind Schulen konfrontiert und wie kann sinnvolle Prävention aussehen? Diese Frage erörterten im Herbst 2018 über 50 Experten auf einer Fachtagung im nordrhein-westfälischen Schulministerium. Die Essenz des Kongresses wurde nun in einem 10-Punkte-Präventionsplan zusammengefasst und Mitte Mai in Nordrhein-Westfalen als „Aktionsplan gegen Diskriminierung und Gewalt an Schulen“ vorgestellt.
Die zehn Punkte
- Beobachten und evaluieren: Um künftig schneller und effizienter auf Gewaltphänomene reagieren zu können, sollen mittels eines wissenschaftlichen Forschungsauftrags Daten zu Gewaltvorkommen und -ursachen an Schulen erhoben und Präventionsmaßnahmen evaluiert werden.
- Aufstockung des Schulpsychologischen Dienstes: Zusätzliche Stellen für Schulpsychologen und -psychologinnen sowie für sozialpädagogische Fachkräfte werden geschaffen.
- Rechtssituation klären: Es werden neue, klarere Richtlinien für die Meldepflicht einzelner Straftaten (z.B. antisemitische Straftaten) im schulischen Umfeld erstellt.
- Stärkung der Schulleitungen: Das Thema „Gewalt im Umfeld von Schulen“ wird noch stärker als bisher in die Aus- und Fortbildungen von Schulleitungen aufgenommen.
- Beratung und Begleitung: Durch neu entstehende schulische Teams sowie durch von Externen durchgeführte Programme (z.B. „Schule ohne Rassismus –Schule mit Courage“) werden die Schulen gestärkt.
- Themenwoche: Im Frühjahr 2020 und im Frühjahr 2022 ist die Durchführung einer „Woche für Demokratie und Respekt“ geplant.
- Weitergabe von Materialien: Schulen erhalten 2020 einen Notfallordner (gedruckt sowie digital) mit Handlungsempfehlungen für Krisen- und Notfallsituationen.
- Fortbildung: Lehr- und Fachkräfte werden im Sinne dieses Aktionsplans geschult und weitergebildet.
- Beratungstelefon: Lehrerinnen und Lehrern steht künftig das kostenfreie Beratungstelefon „Sprech:ZEIT 24/7“ zur Verfügung.
- Austausch und Weiterentwicklung: Der Austausch aller am Schulleben Beteiligten sowie die Weiterentwicklung des Aktionsplans wird gefördert.
Weitere Informationen
Faktenblatt zum „Aktionsplan gegen Diskriminierung und Gewalt an Schulen“
Kurse des Bundesverband Gewaltprävention
Polizeiliche Kriminalprävention zu Gewalt an Schulen
Informationsseiten der Länder
Baden-Württemberg: Gewaltprävention an Schulen
Bayern: Konflikte, Gewalt, Gewaltprävention
Berlin/Brandenburg: Bildungsserver Berlin/Brandenburg
Bremen: Portal „Gewaltprävention“
Hamburg: Beratungsstelle Gewaltprävention
Hessen: Portal „Gewaltprävention“
Mecklenburg-Vorpommern: Gesundheitsförderung und Prävention in der Schule
Niedersachsen: Portal „Gewaltprävention“
Nordrhein-Westfalen: Gewaltprävention in NRW
Rheinland-Pfalz: Gewalt- und Extremismusprävention
Saarland: Fachgebiet „Prävention und Erziehung“
Sachsen: Themenfeld Gewaltprävention
Sachsen-Anhalt: Maßnahmen zur Gewalt- und Suchtprävention
Schleswig-Holstein: Professionelle Gewaltprävention an Schulen in Schleswig-Holstein
Thüringen: Gewaltprävention
Rechtsextremismus – 20 Anlauf- und Informationsstellen für Lehrkräfte
Bundesweit gibt es eine Vielzahl von Stellen, die sich mit Aufarbeitung, Thematisierung und Prävention von Rechtsextremismus beschäftigen. Schulen oder einzelne Lehrkräfte sowie auch Schülerinnen und Schüler können sich jederzeit an folgende Initiativen wenden:
Beratungsstellen der Länder
Landeskoordinierungsstelle Bayern gegen Rechtsextremismus
Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR)
Mobiles Beratungsteam für Gemeinwesenberatung
Hamburger Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus
Regionalzentren für demokratische Kultur Mecklenburg Vorpommern
Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (ARUG) Niedersachsen
Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus NRW
Kompetenznetzwerk Demokratie leben Rheinland Pfalz
Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt e.V
Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus Schleswig Holstein
Länderübergreifende Anlaufstellen
Online-Beratung gegen Rechtsextremismus
Per E-Mail vermittelt ein Team von Beratern sowohl konkrete Tipps als auch Anlaufstellen oder Initiativen in räumlicher Nähe zu den Ratsuchenden.
Amadeu-Antonio-Stiftung – Initiativen für Zivilgesellschaft und demokratische Kultur
Organisiert unter anderem die Initiative „Soziale Netzwerke gegen Nazis“, in der rund 20 soziale Netzwerke vernetzt sind.
Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage
Große, auf Bundes- und Länderebene agierende Initiative. Sie unterstützt ausdrücklich sowohl Schülerinnen und Schüler als auch pädagogische Kräfte.
Netzwerk für Demokratie und Courage
Das Netzwerk verfolgt das Ziel, durch die Ausbildung junger Menschen zu Multiplikator/-innen Grundwerte der Demokratie und Toleranz zu verbreiten und zu verfestigen.
Die Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik (DeGeDe)
Die DeGeDe bietet fundierte Informationen zu demokratiepädagogischen Fragen und Vorhaben
Radikalisierung von Jugendlichen: Nicht vorverurteilen, aber wachsam sein
Wo hört streng konservative Religionsausübung auf – und fängt eine extreme bis radikale Haltung an? Gibt es überhaupt „sichere“ Anzeichen für eine beginnende Radikalisierung von Jugendlichen? Oder kann sich diese auch völlig im Verborgenen vollziehen? Und welche Positionen müssen Schule und Kollegium hier einnehmen? Die Handreichung „Integration fördern, Radikalisierung erkennen“ gibt hilfreiche Tipps abseits gängiger Klischees. Herausgegeben wurde die Schrift von der NGO European Foundation for Democracy (EFD).
Im Gespräch bleiben
Ein Fazit der Broschüre vorweg: Gespräche allein sind keine ausreichende präventive Maßnahme. Doch ohne Gespräche kann Prävention nicht zielgerichtet ablaufen. Dabei geht es bei den Gesprächen weniger darum, als Lehrkraft unmittelbar über sensible Themen, wie etwa Religionsausübung, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Auslegung des Koran etc. zu sprechen, sondern mittels Kommunikation einen Zugang zur Lebenswelt der Jugendlichen zu erhalten und zu konsolidieren: Welche Freundschaften und Freizeitbeschäftigungen pflegt der/die Jugendliche? Welche Position hat er oder sie innerhalb der Klasse? Wie sieht der familiäre Background aus? Gibt es Anzeichen, dass sich der/die Jugendliche von Freunden, der Familie oder vertrauten Beschäftigungen abwendet?
Typische Konflikte im Schulalltag
Ein Schlüssel für die Bewältigung von Alltagskonflikten in der Schule sehen die Verfasser der Broschüre in klärenden Gesprächen mit den Eltern. Dabei kann unter anderem auch in Erfahrung gebracht werden, ob beispielsweise eine strenge religiöse Haltung direkt vom Elternhaus ausgeht oder ob der bzw. die Jugendliche sich ggf. selbst eine strenge Auslegung angeeignet hat – etwa, um daraus Stärke zu generieren oder sich abzugrenzen. Vielfach können Kompromisse geschlossen werden.
Was tun im Extremfall?
Verdichten sich Anzeichen einer tatsächlichen Radikalisierung oder befürwortet ein Schüler/eine Schülerin offen Gewalt und Terror, ist entschlossenes, aber besonnenes Handeln gefragt. Der Ratgeber listet im Anhang zahlreiche Beratungs- und Kriseninterventionsstellen auf, an die sich Lehrkräfte oder die Schulleitung wenden können.
Lehrergesundheit: Den Blick auf die Gesunderhaltung richten!
Mit PISA-Schock, G 8, Ganztagsdebatte und Inklusion sind nur einige der gesamtgesellschaftlich bekannten Faktoren genannt, die den Lehrerberuf derzeit vor immense neue Herausforderungen stellen. Gleichzeitig ist die Zahl der Frühpensionierungen sowie der Burnout-Fälle unter Lehrkräften in den letzten Jahren in ungeahnte Höhen geklettert. Doch es liegt auf der Hand, dass gerade jetzt leistungsfähige und nicht etwa überforderte Lehrer nötig sind, um die Umwälzungen in Sachen Schule mitzutragen. Bildungsforscher treibt daher immer mehr die Frage um, inwiefern diese beiden Entwicklungen zusammenhängen. Abzulesen ist dies auch an der steigenden Zahl der Studien, die sich mit Wohl und Wehe des Lehrerberufs auseinandersetzen. Sie alle ranken sich um die zentrale Frage: „Welche Faktoren sind es, die Lehrer besonders belasten?“
Eine Studie erweitert den Blickwinkel
Ob ihrer Vielschichtigkeit von herausragender Bedeutung ist insbesondere die Studie „Was hält Lehrer und Lehrerinnen gesund – die Bedeutung von Ressourcen, subjektiver Bewertung und Verarbeitung von Belastung für die Gesundheit von Lehrern und Lehrerinnen“ (Elke Döring-Seipel / Heinrich Dauber, 2010). Denn als eine der ersten wissenschaftlichen Analysen überhaupt nähert sie sich dem Thema Lehrerbelastung auf drei Ebenen und fragt:
- Welche Faktoren tragen am meisten zur Belastung von Lehrern bei?
- Gibt es subjektive Unterschiede beim Empfinden von Belastungen und welche sind die hierfür verantwortlichen Parameter?
- Welche Faktoren tragen zur Gesunderhaltung bei?
Für neue Erkenntnisse und Aufsehen in der Fachwelt sorgte die Analyse besonders aufgrund der dritten Betrachtungsebene. Denn anders als viele der vorhergegangenen Studien fokussiert sie nicht auf die defizitorientierte Frage „Was macht krank?“, sondern richtet den Blick auf die Erforschung derjenigen Faktoren, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit erhalten – und zwar auch unter schwierigen Arbeitsbedingungen.
Als wissenschaftlicher Unterbau diente den Autoren hierfür der salutogenetische Ansatz nach Aaron Antonovsky. Im Gegensatz zur Pathogenese, der Entstehung von Krankheiten, erforscht die Salutogenese die Entstehung bzw. Erhaltung von Gesundheit. Unabdingbar für Gesundheit ist nach Antonovsky dabei das sogenannte Kohärenzgefühl, das eine „stimmige Verbundenheit“ sowohl im Inneren, als auch im sozialen Gefüge beinhaltet. Übertragen auf den Lehrerberuf bedeutet dies, dass eine Lehrkraft in ihrem Wirken nur dann auf Dauer gesund und leistungsfähig bleiben kann, wenn eine Reihe von salutogenen Faktoren erfüllt werden. Hierzu gehört beispielsweise Anerkennung durch Kollegen und Vorgesetzte, ausreichende Kommunikation, das Erkennen von Sinn im täglichen Tun sowie ein Mindestmaß an Entscheidungsfreiheit. Eine im salutogenen Sinne gesunde Person sollte in der Lage sein, eventuelle Defizite zu erkennen – und zu beheben.
Was können Lehrkräfte daraus folgern?
Doch wie können Lehrerinnen und Lehrer Defizite selbst beheben? Schließlich lässt sich das Erkennen von Sinn im eigenen Handeln oder das Angenommensein im Kollegenkreis nicht per Knopfdruck herstellen.
Die Studie kommt hier zu einem entscheidenden, wenn auch nicht gänzlich überraschenden Fazit: Unter Berücksichtigung aller vorhandenen belastenden Faktoren attestiert sie dem Lehrerberuf zwar ein „gewisses gesundheitliches Gefährdungspotenzial“, weist jedoch Annahmen zurück, Lehrkräfte seien diesem schutzlos ausgeliefert. Denn die Schädigung durch belastende Faktoren nimmt, so die Studie, in dem Maße ab, in dem eine Lehrkraft über individuelle Ressourcen und Kompetenzen verfügt, mit eben jenen Belastungen umzugehen. Überspitzt ausgedrückt: Nicht jede Person ist tatsächlich für den Lehrerberuf geeignet.
Die Konsequenz hieraus gibt gleichzeitig eine Marschrichtung vor, in die sich künftige Bemühungen entwickeln sollten: Es mangelt vor allem an sachgemäßer Aufklärung und Information. Lehramts-Studierende wissen oft zu wenig über den Beruf, den sie ansteuern. Mitunter haben sie auch eine enorme Menge an Idealen verinnerlicht, die sie in ihrem späteren beruflichen Tun verwirklichen wollen. Der Praxisschock beim ersten „Schuleinsatz“ ist so vorprogrammiert. Daher sollten künftige Bemühungen verstärkt über den schulischen Alltag aufklären und auch nicht ausblenden, dass ein hohes Maß an salutogener Handlungsweisen nötig ist, um langfristig in dem Beruf glücklich zu werden.
Tipp zum Weiterlesen: Studie „Auf unsere Lehrerinnen und Lehrer kommt es an“, 2012 herausgegeben vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen.