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„Lehrkräfte – die zentralen Erfolgsmotoren für guten Unterricht“: John Hattie rüttelt die Bildungswelt durcheinander

Seit einigen Monaten geistert ein Name durch die Bildungs- und Schulpolitik, der aufrüttelt und als wegweisend gilt: John Hattie, Initiator der bahnbrechenden Hattie-Studie. Ende Januar erwartet die Fachwelt nun mit Spannung die deutsche Übersetzung seines viel gepriesenen Buches „Visible Learning for Teachers“, zu deutsch schlicht „Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen“. Doch was genau ist die Maxime des neuseeländischen Bildungsforschers John Hattie? Und lohnt es sich, sich mit seinen Studienergebnissen näher auseinanderzusetzen?

 

Meilenstein der Bildungsforschung: Die „Hattie-Studie“

Welche Faktoren begünstigen Lerneffekte? Auf diese einfache und dennoch extrem komplexe Frage lässt sich die Studie prinzipiell herunterbrechen. Zusammengefasst hat Hattie die Ergebnisse seiner Studie in dem Buch „Visible Learning“ (deutsch: „Lernen sichtbar machen“). In der Fachwelt wird die Hattie-Studie bereits als Meilenstein der empirischen Bildungsforschung gelobt.

Das Besondere an Hatties Arbeit ist deren Konzeption als Meta-Studie. Hattie zieht seine Schlussfolgerungen aus der Auswertung von über 50.000 Einzelstudien zum Lernverhalten von Schülerinnen und Schülern. Er bezieht dafür verschiedenste Einflussfaktoren für das Gelingen – oder Ausbleiben – von Lernerfolgen ein, wie etwa Ganztagskonzept, Sitzenbleiben, Hausaufgaben, Klassengröße, Klassenzusammensetzung, finanzielles Budget, Lernstrategien, Lehrerausbildung, Unterrichtsgestaltung etc. Insgesamt 138 solcher Einflussfaktoren für Lernerfolg hat Hattie hierbei identifizieren können. Geleitet wurde er dabei immer von seiner Ausgangsfrage „What works best“? Durch das Extrahieren von Gelingensfaktoren für den Unterricht kommt Hattie zur Schlussfolgerung: Lehrkräfte und die Art der Unterrichtsgestaltung sind die zentralen Erfolgsmotoren für guten Unterricht – und dementsprechende Lernerfolge.

Doch trotz aller Euphorie ist Vorsicht angesagt. Kritiker weisen darauf hin, dass sich Hatties Erkenntnisse, basierend auf Gegebenheiten des angelsächsischen Bildungssystems, nur begrenzt auf deutsche Verhältnisse übertragen lassen. Zudem muss auch den von Hattie als wenig einflussreich identifizierten Einflussfaktoren eine angemessene Aufmerksamkeit entgegengebracht werden.

 

Umsetzung im Klassenzimmer: „Visible Learning for Teachers“

Anknüpfend an seine Studie, brachte John Hattie schließlich 2011 das eher praxisorientierte Buch„Visible Learning for Teachers“ heraus, das nun Ende Januar 2014 in der deutschen Übersetzung „Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen“ erscheinen wird. Darin liefert er die zu seinen Studienergebnissen passenden Unterrichtsmethoden. Er gibt interessierten Lehrkräften somit ein Praxisbuch an die Hand, mit dem sie konsequent die von Hattie identifizierten unterrichtlichen Erfolgsmethoden anwenden können. Neben Übungen, Checklisten und Szenarien geht das Buch auch auf adäquate Unterrichtsvorbereitung und -evaluation ein.

 

Und nun? Alle bisherigen Studien Humbug?

Erfreut, aber auch ein wenig überrumpelt schaut das deutsche Schul- und Bildungswesen nun auf den Erfolg von Hatties Studie: „Waren denn alle bisherigen Studien vergebens?“ fragt sich manch ein Bildungsforscher. Und manch ein Lehrer grübelt: „Kann ich den Lernerfolg in meinem Unterricht wirklich durch ein paar Tricks und Kniffe gewährleisten?“

Fest steht: Eine Gebrauchsanweisung für guten Unterricht, nachhaltigen Lernerfolg und gelingende Konzepte kann und wird es nicht geben. Doch lohnt es, sich mit Hatties Erkenntnissen näher auseinanderzusetzen und sie – gerade vor dem Hintergrund deutschen Bildungsreformeifers – einer ernsthaften Erwägung zu unterziehen. Eine Einschätzung hierzu liefert auch Michael Felten in der ZEIT.

 

 

Hattie, John: Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen

Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von „Visible Learning for Teachers“

Übersetzt und überarbeitet von Wolfgang Beywl und Klaus Zierer

ISBN: 978-3-8340-1300-2

Ca. 350 Seiten, kt., 28,00 Euro

Schneider Verlag Hohengehren

Kleine Klassen, offener Unterricht? Alles egal! Auf den/die Lehrer/-in kommt es an! (Hattie-Studie)

Die bahnbrechende Metaanalyse „Visible Learning“ (2008) des neuseeländischen Bildungsforschers John Hattie erscheint unter dem Titel „Lernen sichtbar machen“ bald auf Deutsch (übersetzt und überarbeitet von Wolfgang Beywl und Klaus Zierer). Die sog. „Hattie-Studie“ gilt als die umfangsreichste Darstellung der weltweiten Unterrichtsforschung. Nachdem Hattie 15 Jahre lang 800 Metaanalysen und damit 50.000 Einzelstudien untersuchte, an denen mehr als 250 Mio. Schüler/-innen beteiligt waren, kommt er zu einem ganz simplen Ergebnis: Kleine Klassen und offener Unterricht bringen nichts! Auf den/die Lehrer/-in Lehrer kommt es an! In seinem zweiten Buch, „Visible Learning for Teachers“ (2012), beschreibt Hattie „eine Pädagogik der permanenten Selbstreflexion“.

In den letzten Tagen wurde, ausgelöst durch einen Artikel in der ZEIT, viel über Hatties Studienergebnisse diskutiert. Aus gegebenem Anlass wollen wir an dieser Stelle einige Artikel und Webseiten aufführen, sodass Sie sich schnell einen Überblick über die Rezeption der Studienergebnisse in einschlägigen Print- und Onlinemedien machen können.

Hattie-Studie: Ich bin superwichtig! (ZEIT): Kleine Klassen bringen nichts, offener Unterricht auch nicht. Entscheidend ist: Der Lehrer, die Lehrerin. Das sagt John Hattie. Noch nie von ihm gehört? Das wird sich ändern.

www.visiblelearning.de: Die deutschsprachige Plattform zu Hatties Studie vom Institut für angewandtes Schulmanagement (IfaS). Hier finden Sie ein vollständiges Interview mit John Hattie, sowie Buchbesprechungen, Videos, Vorträge  und Gastbeiträge.

„Mit den Augen der Lernenden“ – Schwerpunkt der Zeitschrift Bildung Bewegt (13/2011): Die Erkenntnisse aus John Hatties Metastudie “Visible Learning” werden in Deutschland zunehmend auch in den Landesinstituten rezipiert. Die Zeitschrift Bildung Bewegt, die vom Amt für Lehrerbildung in Hessen herausgegeben wird, widmete das Schwerpunktthema der Ausgabe Nr. 13/2011 den Implikationen der Hattie-Studie. Ein sehr informativer Artikel mit Graphiken und vielen Erklärungen.

www.visiblelearningplus.com: Auf der Website von Hatties privatem Institut „Visible Learning Plus“ werden professionelle Entwicklungen für Lehrer/-innen vorgestellt, die helfen sollen, Innovationen in der Lernumgebung zu schaffen. Das Institut betreibt die Erhebung, Analyse, Interpretation und Verwendung von Informationen über den Fortschritt der Schüler/-innen und wie Leistungen des Lehrens und Lernens verbessert werden können.

„Mit den Augen der Lernenden“ – Interview mit dem Erziehungswissenschaftler Ulrich Steffens: Ulrich Steffens, der seit 30 Jahren die Qualität von Schulen untersucht. Als Leiter der Arbeitseinheit Schulqualität im hessischen Institut für Qualitätsentwicklung hat er sich intensiv mit der Studie „Visible Learning“ des Direktors des Melbourne Education Research Institute, John Hattie, auseinandergesetzt.

Frontalunterricht macht klug (FAZ): Forscher des Münchener Ifo-Instituts haben herausgefunden, dass moderner Frontalunterricht immer noch am besten ist! Leistungsvergleichstests haben gezeigt, dass mehr Frontalunterricht auch bessere Ergebnisse bringt. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die Hattie-Studie. Ist der moderne Methodenmix bald out?

Lernerfolg steigern – Aussagen der Hattie Studie anschaulich dargestellt: Im Blog „Lernmix – Perspektiven für berufliche Bildung“ gibt es eine geniale Übersicht der Ergebnisse der Hattie Studie, gestaltet als interaktives Poster.

„Hattie Studie: Auf der Suche nach dem Gral“: Ein kritischer Beitrag zur Methode und den Ergebnissen der Hattie-Studie von Prof. Ralf Lankau.

„Die Hattie Studie: Der heilige Gral der Didaktik?“:  Ein ebenfalls kritischer Beitrag zur Methode der Hattie-Studie von Hans Brügelmann. Er verweist darauf, dass jede (Unterrichts-) Situation ein neuer Fall ist und somit einer eigenen Einschätzung der Lehrkraft bedarf. Die Durchschnittsbefunde aus (Meta-)Metanalysen könnten dafür hilfreiche Hypothesen liefern – aber keine Vorschriften sein.

„Was ist das Wichtigste beim Lernen? Folgerungen aus der Hattie-Studie“: Ulrich Steffens und Dieter Höfer vom Institut für Qualitätsentwicklung in Wiesbaden setzen sich in losen Folgen mit möglichen Folgerungen aus der Hattie-Studie auseinander. Bisher erschienen Teil 1: Die Lehrperson im Zentrum der Betrachtungen und Teil 2: „Basisdimensionen“ des Unterrichtens.

 

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